Winter im Norden

"Meine" alte High School
"Meine" alte High School

Zum Ende meiner Reise ging es in meine Lieblingsgegend von Nordamerika: in den Nordwesten. Dort gibt es weite Wälder und viele rauhe Berge, die ich so gerne mag. Um dorthin zu kommen, wurde ich dem Zug allerdings untreu und ich stieg in ein Flugzeug. Die Zugverbindung war einfach zu schlecht. Viele Züge fahren ja nicht täglich und wenn man dann noch ungünstig umsteigen muss...nee, da flog ich lieber. Am Flughafen in Port land stieg ich in einen Leihwagen, denn wo ich hin wollte, gab es kaum öffentlichen Verkehrsmittel. Mein Ziel hieß Dayton, ein kleiner Ort, in dem ich als Austauschschülerin gelebt habe.

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Nach 17 Jahren besuchte ich meine Gastfamilie dort wieder: Gasteltern, drei Geschwister und eine Großmutter. Das Wiedersehen war sehr besonders für mich und am ersten Abend aßen wir alle gemeinsam zu Tisch und erzählten uns alles mögliche wild durcheinander, was wir in den vielen letzten Jahren erlebt hatten. Herrlich. Drei Tage blieb ich dort, fuhr an altbekannte Orte, wie zum Beispiel meine ehemalige High School.

 

Dann ging es mit dem Zug weiter nach Quincy im Staat Washington (nicht zu verwechseln mit der Hauptstadt der USA Washington D.C.). Dort lebten die Gasteltern von meinem Bruder, Roxa und Vic, die ich also auch schon sehr lange kannte. In den paar Tagen in Quincy lag ich gerne mit den Katzen vor dem Bullerofen im Wohnzimmer, denn es war richtig winterlich kalt geworden.

 

Ich fand die Winterpracht so schön, dass ich gleich meine Wanderschuhe anzog und los stiefelte. Drei Autos hielten in den folgenden zwei Stunden neben mir an, und die Fahrer fragen mich freundlich, ob ich Hilfe bräuchte. Nein, ich ging doch nur spazieren! Aber genau diese für mich normale Beschäftigung ist in den USA sehr ungewöhnlich, fast schon suspekt. Einfach mal „um den Pudding“ gehen – das macht hier niemand, außer er oder sie hat einen Hund. Auch nicht beim dem traumhaftesten Wetter.

Winterwonderland in Washington
Winterwonderland in Washington

Zum Wetter passend nahmen mich Vic und Roxa mit nach Leavenworth, eine ganz besondere Stadt, denn sie sieht aus wie ein typischer Ort im Allgäu! Sehr überraschend. Hier leben aber keine US-Amerikaner mit deutschen Wurzeln, nein, vor fünfzig Jahren ging es den Menschen in Leavenworth wirtschaftlich schlecht, dass heißt viele Menschen waren arbeitslos und vor allem die Jugend zog fort. Die Einwohner steckten den Kopf nicht in den Sand, sondern fingen an, ihre Häuser auf bayerisch zu trimmen und so Touristen anzulocken. Die Rocky Mountains im Hintergrund rundeten das Bild ab und heute kommen scharenweise Reisende, um in den Flair Bayerns einzutauchen. Mit „Grüß Gott“ wirst du allerdings nicht begrüßt.

Durch die Rocky Mountains ging es dann auch nach nach Seattle und auch dort war alles auf Weihnachten ausgerichtet. Ich war froh, dass ich wieder bei Freunden war, sonst hätte ich mich bestimmt sehr allein gefühlt.

 

Wir haben Plätzchen gebacken, liefen Schlittschuh und waren im Ballett „Der Nussknacker“. Wir kauften einen Weihnachtsbaum, schlenderten durch die Innenstadt von Seattle oder schauten einfach Narnia auf dem Sofa an. Ich fühlte mich in dem kleinen Holzhäuschen, in dem Lacey und die vier Kinder lebten, sehr wohl. Es war so heimelig.

So ähnlich wie in Bullerbü, oder?
So ähnlich wie in Bullerbü, oder?
Der König der Mäuse aus dem Nussknacker
Der König der Mäuse aus dem Nussknacker

Das Gelände der Universität mit dem Vulkan Mount St. Helen. Dieser Vulkan ist 1980 das letzte Mal heftig ausgebrochen und über die Höhenwinde ging über die ganze Erde seine Vulkanasche.
Das Gelände der Universität mit dem Vulkan Mount St. Helen. Dieser Vulkan ist 1980 das letzte Mal heftig ausgebrochen und über die Höhenwinde ging über die ganze Erde seine Vulkanasche.

Ein bisschen weiter wollte ich noch gen Norden, stieg in den Bus und fuhr über die Grenze ins kanadische Vancouver. Hier im Westen sprechen auch die Kanadier Englisch und überhaupt könnte es eine US-amerikanische Stadt sein – wehten da nicht die Flaggen mit dem Ahornblatt im Wind. Wenn ich heute an Vancouver denke, kommt mir zuerst ein eisiger Wind in den Sinne. Hui, mir war sehr oft fröstelig und in keiner anderen Stadt habe ich so viele heiße Schokoladen, Tees oder Kaffees getrunken wie dort.

 

Dann denke ich aber auch an gewaltige Berge und Weißkopfadler. Auf einer organisierten Tour fuhr ich zu einem beliebten Versammlungsort dieser imposanten Tiere. 1994 wurden dort knapp 4.000 Adler an einem Tag gezählt!

 

So viele habe ich nicht gesehen, das Wetter war aber auch nicht so prickelnd. Wie gesagt, kalt und windig. Aber ein paar Exemplare konnte ich sogar mit bloßem Auge sehen und habe somit fast am Ende meiner Reise dann sogar noch das Wappentier der USA live erlebt.

In Kanada sieht man fast so viele Flaggen wie in den USA.
In Kanada sieht man fast so viele Flaggen wie in den USA.
Morgens Skifahren und nachmittags Schwimmen gehen, in Vancouer ist das möglich.
Morgens Skifahren und nachmittags Schwimmen gehen, in Vancouer ist das möglich.

Die weißen Punkte auf dem Baumstamm sind Weißkopfadler, ehrlich!
Die weißen Punkte auf dem Baumstamm sind Weißkopfadler, ehrlich!

Nach einem Weihnachts-Zwischenstopp in Reno stieg ich am 30. Dezember in ein Flugzeug nach San José in Costa Rica - vom nordischen Winter in den tropischen Sommer - und verabschiedete mich von Nordamerika.

 

Als die Maschine abhob, wusste ich nicht, wie viele Reisemeilen hinter mir lagen. Tausende wohl. Ich wusste aber sicher, dass ich einen reichen Schatz voller Erinnerungen in meinem Gepäck hatte.

 

                                                                                   Zum Anfang der Reise!

Weiß oder wie?

Strahlendweiß, wollweiß, schneeweiß, mausgrau, hell-, mittel-, dunkelblau, türkis ... selbst in der Antarktis ist nicht alles weiß! In meinem Blog geht's die nächsten Wochen auf diesen Wunderkontinent. Jeden Donnerstag auf's Neue. Du wirst Pinguine sehen, gigantische Eisberge, Seeleoparden und See-Elefanten und immer wieder ein Segelschiff. Denn damit stechen wir ins eisige Meer. Ahoi!