Indian Summer?! New England?!

Knallebunt, oder?
Knallebunt, oder?

Raus aus den engen Straßen mit den hohen Wolkenkratzern, rein in die Natur. Das war der viel versprechende Plan. Good Bye, New York! Zuerst ging es allerdings 530 Kilometer in einem engen Bulli zu unserem ersten Übernachtungsort. 

Ich hatte in Deutschland vor dem Beginn meiner Reise eine Tour gebucht. Warum? Mit dem Zug kommt man in den USA nur in die größeren Städte, ich wollte aber in die bunten Herbstwälder! Außerdem war es schön, eine Zeit lang nicht allein unterwegs zu sein.

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Die Gruppe war bunt zusammen gewürfelt: acht Briten, zwei Deutsche, eine Taiwanerin und Ryan, der Tourguide aus den USA. Die nächsten zehn Tage würden wir zusammen sein – im Bulli, beim Zelten, Kochen, Kanu Fahren, Wandern und was sonst noch alles auf dem Plan stand. Wir alle wollten Neuengland im Indian Summer kennen lernen! Neuengland? Indian Summer?

 

Als Neuengland wird grob gesagt das Gebiet zwischen New York und der Grenze zu Kanada genannt. Die Staaten haben solch schöne Namen wir Vermont, New Hamsphire, Maine, der Zugenbrecher Massachusetts, Rhode Island und Connecticut. Kinder in den USA lernen diese Namen früh in der Schule, vor allem weil dort die ersten Siedler aus England lebteb. Von dem Schiff Mayflower hast du vielleicht auch schon mal gehört. Außerdem war Neuengland der Schauplatz des Unabhängigkeitskrieges gegen England. Damals wollten die Neuengländer in Nordamerika nicht mehr von England in Europa bestimmt werden.

 

Aber nicht nur die Geschichte ist interessant (wobei die Indianer das Kommen der Europäer ganz anders erzählen als die gängigen Schulbücher), sondern auch die Natur. Vor allem im Herbst, der in Deutschland als Indian Summer bekannt ist. In der Zeit wird es fulminant bunt in den Wäldern, ein wahres Farbfest für die Augen: feuerrote, quietschorange, knallgelbe, froschgrüne und gesprenkelte Blätter so weit das Auge reicht. Und wenn man Glück hat, leuchtet dazu ein strahlend blauer Himmel. Darauf hatte ich mich besonders gefreut.

 

Nun aber zurück zu unserer Tour. Wie du dir vorstellen kannst, war das Sitzen im Bulli nicht das Tollste, aber die Strecken in Amerika sind nun mal lang. Damit jeder mal einen anderen Platz hatte, tauschten wir die Sitze immer wieder. Aber Fensterplatz oder nicht- wir waren froh, als wir den Bulli in der Nähe von Lake Placid ausräumen und unsere Zelte aufbauen konnten. Der Zeltplatz war direkt an einem einsamen See, und nur Enten und Vögel machten sich bemerkbar. Es roch nach Wald und Wasser, was nach den Abgasen in New York eine Wohltat für die Nase und Lunge.

 

Am nächsten Tag war einfach Wandern, Schwimmen und Kanufahren angesagt. Herrlich. Zu dem Zeitpunkt hatten wir uns in der Gruppe schon ganz gut kennen gelernt, und da ich mir das Zelt mit der Frau aus Taiwan teilte, hatte ich einiges über Taiwan erfahren. Es ist immer wieder überraschend, was man auf Reisen alles so nebenbei lernt. Über Lake Placid erfuhr ich, dass es schon zweimal Austragungsort der Winter Olympiade war. Dafür erscheint der Ort ziemlich klein, das Wintersportgebiet ist dafür aber umso größer! Im September hatten wir davon natürlich nicht so viel.

Outdoor Kochen! Da schmeckt alles.
Outdoor Kochen! Da schmeckt alles.
Das Camp vom Kanu aus gesehen.
Das Camp vom Kanu aus gesehen.

Nach zwei Tagen ging es wieder in den Bulli, und wir fuhren in den Bundesstaat Vermont. Ein Zwischenstopp war süß und lecker: Ben & Jerry's Ice Cream Tour. Kennst du diese Eismarke? Hinter der Firma steht eine Erfolgsgeschichte, die gerne als „typisch“ amerikanisch gesehen wird:

Aus dem Nichts ein reicher Star werden.

 

Die Jugendlichen Ben und Jerry hatten keinen Nerv auf Schule und sind ohne Abschluss abgegangen. Eigentlich hatten sie keinen Plan, was sie machen wollten. Dann belegten sie einen Kurs, in dem sie die Herstellung von Milcheis lernten. Das war der Startschuss zu ihrem Unternehmen, das wuchs und wuchs. Inzwischen verkaufen sie ihr Eis weltweit und haben ihren American Dream wahr gemacht.

 

Mit zwei Eiskugeln im Bauch ging es nach der Besichtigung in den dritten Staat unserer Tour: New Hampshire. Zu dem Zeitpunkt hatte ich eigentlich keine Lust mehr auf das viele Fahren, und ich glaube, den anderen ging es ähnlich. Beim Buchen der Tour hatte ich mir nicht klar gemacht, wie viel wir im Auto sitzen würden! Naja, jammern nützt da auch nix.

 

Die Wanderung auf den Mount Washington, mit 1917 Metern der höchste Berg im Osten der USA, war eine wunderbare Abwechslung. Auf keinen Fall wollte ich mit der Touri-Tucker-Bahn auf die Spitze fahren - auch wenn die tiefhängende Wolkendecke am Himmel ziemlich bedrohlich aussah. Ich wanderte lieber vor mich hin und genoss zwischendurch immer wieder die weite Sicht über die Wälder von New Hampshire.

 

Leider, leider waren sie noch nicht so bunt, wie ich es gern gehabt hätte. Es war noch nicht kalt genug für die Blattfärbung gewesen. Schade.

Das ist doch der Gipfel!
Das ist doch der Gipfel!
Weitblick!
Weitblick!
Die fußfaule Variante, um auf den Berg rauf oder runter zu kommen!
Die fußfaule Variante, um auf den Berg rauf oder runter zu kommen!

Dunkel war's...
Dunkel war's...

Das war es dann erst einmal mit dem Beine Vertreten, der östlichste US-Staat sollte am nächsten Tag erreicht werden: Maine. Also wieder rein in den Bulli. Am übernächsten Morgen um vier Uhr oder so sahen wir die Sonne über dem Atlantik aufgehen. Das war sehr beeindruckend, wie die Sonne auf einmal ganz schnell wie ein runder Ball am Horizont zum Vorschein kam.

 

Und immer weiter gen Osten lag dann der europäische Kontinent. Die meisten Siedler, die vor vierhundert Jahren nach Amerika kamen, hatten ein One-Way-Ticket und sahen ihre Heimat nie wieder. Was ihnen wohl bei den Sonnenaufgängen durch den Kopf ging? Hatten sie Heimweh? Waren sie zufrieden? Oder hatten sie das Leben in der Wildnis satt?

 

Nach dem frühen Aufstehen konnten wir uns mit einem typischen Frühstück in einem typischen Diner stärken: Pancakes mit Ahornsirup. Wir blieben zwei Tage im Acadia Nationalpark und verbrachten viel Zeit auf dem Atlantik - im Kanu und auf einem alten Segelschiff. Ja, und dann aßen wir noch eine Spezialität aus dem Atlantik: Hummer mit Mais, Kartoffeln und Muscheln. Um ein bischen Hummerfleisch zu essen, muss man allerdings ganz schön lange rumprokeln.

Kleines Kanu und großes Schiff: die Queen Mary. Ungefähr zwei Monate später sah ich sie auf dem Pazifik wieder, in Los Angeles.
Kleines Kanu und großes Schiff: die Queen Mary. Ungefähr zwei Monate später sah ich sie auf dem Pazifik wieder, in Los Angeles.
          Wir haben Hummer, Hummer, Hummer...
Wir haben Hummer, Hummer, Hummer...

Und dann waren es auf einmal nur noch zwei Tage, bis wir wieder nach New York fuhren und die Bulli-Mammut-Tour lag vor uns: 640 Kilometer Sitzen. Uffz. Unser Tourguide und Fahrer Ryan nannte es den Van Appreciation Day – den Bulli-Würdigungs-Tag. Sehr witzig! Immerhin hatten wir gute Musik! Unsere letzte Staion war das Städtchen Provincetwon, genau die Stelle, an der die Mayflower-Segler und Siedler ihren ersten wichtigen Vertrag unterzeichneten.

 

Den Vertrag sahen wir nicht, dafür aber Wale! Diese riesigen Säugetiere sind immer wieder faszinierend und wenn man plötzlich ihren Rücken oder ihre Flosse sehen kann, uuuuh, da hüpft das Herz und man muss vor Freude juchzen!

 

Das war unser letztes großes Erlebnis, bevor wir wieder in New York einfuhren (480 Kilometer;). Trotz der vielen Stunden im Bulli, war ich froh, dass ich mitgefahren war. Allein hätte es viel weniger Spaß gemacht! Und den "richtigen" Indian Summer konnte ich schon bald in Kanada sehen!

 

Aber bevor es dort hingeht, zeige ich dir Boston und Lexington, die Wiege der US-amerikanischen Bücherwelt und Revolution.

Da ist einer!
Da ist einer!
Bulli-Panoramablick auf Manhattan
Bulli-Panoramablick auf Manhattan

 

Auf zur nächsten Station!

 

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Weiß oder wie?

Strahlendweiß, wollweiß, schneeweiß, mausgrau, hell-, mittel-, dunkelblau, türkis ... selbst in der Antarktis ist nicht alles weiß! In meinem Blog geht's die nächsten Wochen auf diesen Wunderkontinent. Jeden Donnerstag auf's Neue. Du wirst Pinguine sehen, gigantische Eisberge, Seeleoparden und See-Elefanten und immer wieder ein Segelschiff. Denn damit stechen wir ins eisige Meer. Ahoi!