Siebte Station: Tiwanaku

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Nach dem Erklimmen des Huayna Potosí brauchte mein Körper eine Pause, und die gab ich ihm. Ich setzte mich in einen Bulli und ließ mich nach Tiwanaku fahren. Einfach nur sitzen und aus dem Fenster gucken.

 

Tiwanaku (diesen Namen muss ich immer wieder nachschlagen) war die Kultstätte, vielleicht auch Hauptstadt eines Volkes, das zwischen 600 vor Christi bis 1200 nach Christi in dieser Region gelebt haben soll – tausendachthundert Jahre. 

 

Was ist übrig geblieben? Die meisten ihrer Alltagsgegenstände wie Krüge, Töpfe etc. wurden zerstört oder sind mit der Zeit einfach kaputt gegangen. Das gleiche Schicksal widerfuhr wertvollen Kunst- und Kultobjekte, denn wenn sie aus Gold oder Silber waren, wurden sie eingeschmolzen und zu anderen Objekten verarbeitet. Die Dinge, die die Herrschaft der Inkas überstanden hatten, wurden dann spätestens von den Vertretern der katholischen Kirche zerstört oder als Kuriositäten verkauft. Die Steine der Tempelanlage verwendete man wieder in Häusern oder Kirchen oder benutzte sie im 19. Jahrhundert beim Bau der Eisenbahnlinie zwischen La Paz und Guaqui. Von der einst riesigen Anlage sind also nur noch ein paar Steinmauern übrig. 

 

Wie die Steine verschwand das genaue Wissen über dieses Volk, und es wurde eine „verlorene Zivilisation“. Heute versuchen Archäologen in Kleinstarbeit, Kenntnisse über dieses Volk hervorzubringen. Und soviel weiß man inzwischen (oder denkt man zu wissen):

 

Tiwanaku soll eine wichtige Kultstätte gewesen sein, und in ihrer Blütezeit haben wohl um die 20.000 Menschen dort gelebt. Manche Wissenschaftler sind überzeugt, dass das Volk der Tiwanaku mindestens ebenso weit entwickelt war wie die Ägypter, zum Beispiel was Bewässerungsanlagen betraf.

 

Wenn man heute auf dem Areal steht, braucht man viiiiiel Fantasie, um sich das vorzustellen. Alles, was ich sah, waren Steinmauern. In manche Steine waren Köpfe eingemeißelt worden, aber was sie bedeutet haben – ¿Quien sabe? Wer weiß?  Es gibt auch noch überlebensgroße Steinfiguren, Stelen (Säulen) mit Ornamenten und die Puerta del Sol (das Sonnentor) – ein Kalender oder ein Opferaltar für die Sonnengottheit Viracocha, dem bärtigen, weißen Mann? Keiner kann es mit letzter Bestimmtheit sagen. 

 

Die Archäologen sind wie Detektive einem Geheimnis auf der Spur und legen alle gefundenen „Beweise“ wie ein Puzzle zusammen – ohne eine Vorlage und alle Teile zu haben. Eine Wahnsinnsarbeit, bei der viel Ausdauer, Wissen und Kreativität gefordert sind.

 

An manchen Fragen kann man sich aber auch die Zähne ausbeißen. Ein Beispiel: Die Steinblöcke des Tempels sind aus Basalt und Sandstein und wiegen bis zu 55 Tonnen. Der nächste Basaltfundort liegt 40km entfernt. Wie kamen die Blöcke nach Tiwanaku? Das haben schon die Spanier im 16. Jahrhundert die Einheimischen gefragt. Die Antwort damals: Die Götter hätten die Blöcke dort hingebracht. 

 

Und warum ist das Volk „untergegangen“? Vielleicht, weil sich der Titikakasee zurückge- zogen hatte, an dessen Rändern Tiwanaku in seiner Blütezeit lag. Vielleicht haben aber auch die Vorfahren der heutigen Aymarás gegen die Tiwanakus erfolgreich Krieg geführt, bevor sie dann selbst von den Inkas besiegt wurden. Niemand weiß es sicher.

 

Sicher ist aber eins: Jedes Jahr exakt am Tag der Sommersonnenwende (21. Juni) strahlt die Sonne zum ersten Mal durch den Tempeleingang an der Ostseite der Anlage. Die Sonne spielte also eine zentrale Rolle im Glauben des „verlorenen Volkes“. Das zumindest ist sicher.

 

Auf zur nächsten Station!

 

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Strahlendweiß, wollweiß, schneeweiß, mausgrau, hell-, mittel-, dunkelblau, türkis ... selbst in der Antarktis ist nicht alles weiß! In meinem Blog geht's die nächsten Wochen auf diesen Wunderkontinent. Jeden Donnerstag auf's Neue. Du wirst Pinguine sehen, gigantische Eisberge, Seeleoparden und See-Elefanten und immer wieder ein Segelschiff. Denn damit stechen wir ins eisige Meer. Ahoi!