Keiner spricht mehr Yaghan!

Tausende von Jahren konnten die Ureinwohner Feuerlands über den Atlantik blicken und sahen ausschließlich Wasser, Wellen und Meeresvögel. Dann kamen die ersten europäischen Schiffe bis nach Feuerland, allen voran der portugiesische Seefahrer Magellan, und brachten den Einheimischen viel Unglück. Gewollt und Ungewollt. Das ist wirklich eine sehr traurige Geschichte, über die ich hier schreibe, aber sie gehört zu Feuerland dazu.

Wer waren die Feuerländer? Es gab vier Volksgruppen, die sich die Inselgruppe so aufgeteilt hatten, dass sie sich nicht unbedingt

in die Quere kommen mussten. Die Gruppe der Selk'ams waren zum Beispiel Jäger und ernährten sich hauptsächlich von Guanakos, dem südamerikanischen Kamel. Auf dem Speiseplan der Yámaras standen dagegen Meerestiere.

 

Ich bleibe bei den Yámaras, die wirklich ganz erstaunlich lebten. Ich habe ja schon des öfteren erwähnt, dass es in Feuerland fast ununterbrochen kalt und windig ist und eine Daunenjacke immer griffbereit sein sollte. Das war auch so, als die Yámara lebten - die liefen aber fast nackt herum! Unglaublich wie abgehärtet diese Menschen gewesen sein mussten. Ihr Hausmittel gegen die Kälte war es, sich mit Robbenfett und Walfischtran kräftig einzureiben.

 

Und nun stell dir vor, unter diesen Bedingungen jeden Tag in eiskaltes Wasser zu springen, um auf dem Grund nach Muscheln und Krebsen zu suchen. Das war nämlich die Aufgabe der Mädchen und Frauen, während die Jungen und Männer mit einem Speer Fische aufspießen mussten, damit das Abendbrot gesichert war. Die Kinder hatten außerdem eine ganz wichtige, wirklich lebenswichtige Aufgabe: Sie mussten das Feuer in Gang halten. Das stelle ich mir wahrlich nicht einfach vor, denn die Yámara waren Nomaden, die mit ihren Kanus weiterzogen. Das Feuer musste also auf dem Kanu bei Wind und Wetter mittransportiert werden.

 

Kälte, Nässe, Stürme konnten den Feuerländern nichts anhaben, wehrlos waren sie aber gegen die Krankheiten, die die Europäer mit ans Ende der Welt brachten. Die Europäer waren davon überzeugt, dass ihre Lebensweise besser war als die der Feuerländer, und da sie durch ihre Waffen und ihre Technik im Vorteil waren, zwangen sie den Einheimischen ihren Lebensstil auf. Sie machten aus den Nomaden sesshafte Menschen, denen sie europäische Kleidung anzogen. Die Blusen, Röcke und Hemden waren alles andere als harmlos, denn sie hatten Krankheitskeime, die für die Feuerländer tödlich waren.

 

Außerdem wurden die Stämme regelrecht gejagt. Die Besitzer der neuen, großen Schaffarmen vertrieben zum Beispiel die Selk'am aus ihren Jagdrevieren, indem sie auf diese Kopfgeld versprachen. Eine grausame Jagd fand statt, an der vor allem glücklose Goldgräber teilnahmen, von denen es auf Feuerland im 19. Jahrhundert viele gab.

Hier das Grab eines Einheimischen. 1965 ist er gestorben, der letzte Yámana starb 1977 .
Hier das Grab eines Einheimischen. 1965 ist er gestorben, der letzte Yámana starb 1977 .
Heute erinnert in Ushuaia nur noch ein Wandgemälde am Postgebäude an die Feuerländer - ihr Schreien hört man vielleicht noch, wenn man dem Wind genau lauscht.
Heute erinnert in Ushuaia nur noch ein Wandgemälde am Postgebäude an die Feuerländer - ihr Schreien hört man vielleicht noch, wenn man dem Wind genau lauscht.

Nicht alle Europäer verhielten sich so bestialisch gegenüber den Einheimischen. Der englische Missionar Lucas Bridges zum Beispiel war den Yámara sehr zugetan, versuchte von ihrer Kultur zu retten, was zu retten war und legte ein Wörterbuch ihrer Sprache Yaghan an. 32 000 (!) Wörter hat er dort festgehalten. Die Erklärung für das Wort "Schluckauf" finde ich besonders fantasievoll: ein Gewirr umgestürzter Bäume, das den Durchgang versperrt.

 

Der Durchgang zur nächsen Station ist zum Glück frei. Komm mit zu einem Mega-Gletscher.

 

Auf dieser Farm, der Estancia Haberton,  lebte der Missionar und hat neben seiner Arbeit als Landwirt die Sprache der Yámara erforscht.
Auf dieser Farm, der Estancia Haberton, lebte der Missionar und hat neben seiner Arbeit als Landwirt die Sprache der Yámara erforscht.

 

Auf zur nächsten Station!

 

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Weiß oder wie?

Strahlendweiß, wollweiß, schneeweiß, mausgrau, hell-, mittel-, dunkelblau, türkis ... selbst in der Antarktis ist nicht alles weiß! In meinem Blog geht's die nächsten Wochen auf diesen Wunderkontinent. Jeden Donnerstag auf's Neue. Du wirst Pinguine sehen, gigantische Eisberge, Seeleoparden und See-Elefanten und immer wieder ein Segelschiff. Denn damit stechen wir ins eisige Meer. Ahoi!